Beshir Osman ist 20 Jahre alt. Der nicht hochgewachsene bescheidene Junge mit lockigen Haaren trägt eine schwarze Brille und ein REWE-T-Shirt.  Vor dreieinhalb Jahren kam er alleine aus Eritrea nach Deutschland. Sein Traum war es, eine Ausbildung zu machen und Automechaniker zu werden. In seiner Heimat hatte er dazu keine Chancen. Der Bildungsdurst trieb ihn aus seiner Heimat über Libyen und Italien nach Deutschland. „Hier gibt es viele Chancen, wenn man sich anstrengt“, teilt Beshir seine Meinung mit.

Auch wenn es hier nicht immer einfach war, hat er seinen Traum nie aufgegeben. Zunächst besuchte er eine Förderklasse, um Deutsch zu lernen und im Anschluss die Hauptschule. Danach folgte das Hans-Böckler Kolleg. Sein Deutsch war noch nicht so gut.  Anfang des letzten Schuljahres hat eine Lehrerin ihn und weitere ausländische Schülerinnen und Schüler auf den Deutschkurs vom Projekt „Azubi-Starter“ hingewiesen. Beshir war der erste, der sich dafür gemeldet hat. Ihm folgten andere Mitschülerinnen und Mitschüler. Ihm war bewusst, dass er an seinem Deutsch arbeiten muss, wenn er einen Ausbildungsplatz erwerben möchte. Deshalb besucht er regelmäßig den Deutschkurs von Heiko Weiler. Das macht ihm viel Spaß, weil der Lehrer die Schülerinnen und Schüler gut versteht und den Unterricht interessant gestaltet. „Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht in eine Schule, sondern zu einem guten Freund gehe“, erzählt Beshir.

Beshir machte Fortschritte im Deutsch. Gleichzeitig entdeckte er für sich den Spaß am Arbeiten mit Metall. In der Schule hat er mit der Fräsmaschine gearbeitet. Das hat ihm viel Freude bereitet. Im Werksunterricht hatte immer die beste Note 1.0. So wandelte sich sein Wunschberuf vom Automechaniker zum  Zerspanungsmechaniker. „In diesem Beruf sieht man mit eigenen Augen, was man gemacht hat“, teilt Beshir seine Faszination.

Er wollte unbedingt ein Praktikum in diesem Bereich machen. Davon hat ihn sogar Corona nicht abhalten können. Der Junge hat das Praktikum mit viel Begeisterung während des Lockdowns gemacht. Auch an seinem Deutsch hat er weiter gearbeitet. Der Deutschunterricht von „Azubistarter“ war einer der wenigen Kurse, der sich schnell auf die digitale Form umgestellt hat. Der Lehrer hat zusammen mit den Schülerinnen und Schülern eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet, in der jeder Fragen stellen konnte. So konnte Heiko Weiler schnell etwas erklären, ohne im Unterrichtszimmer zu sein. „Das hat viel besser als mit den Aufgaben von der Schule funktioniert. Diese haben wir immer per E-Mail erhalten. Wenn wir Rückfragen hatten, musste man eine Weile auf die Antwort per E-Mail warten. Herr Weiler hat dagegen schnell reagiert, so dass wir unsere Aufgaben weiter machen konnten“, erzählt Beshir.

„Im gewissen Sinne hat Corona sogar dazu beigetragen, dass der Zusammenhalt und die Verlässlichkeit in der Gruppe durch den direkten persönlichen Kontakt zugenommen haben“, schildert Heiko Weiler seine Perspektive auf den Unterricht in den Zeiten des Lockdowns.

Beshir schätzt sehr, dass der Unterricht trotz Corona in dieser Form fortgeführt wurde. Wie das ihm geholfen hat, zeigte sich beim Einstellungstest für den Ausbildungsplatz. Dabei kamen einige komplexe Worte vor, die er vor dem Kurs von „Azubi Starter“ nicht kannte. Dank dem Deutschunterricht bestand er erfolgreich den Test und erhielt bereits den Ausbildungsplatz. Jetzt bereitet er sich auf die Deutschprüfung B1 vor, die er vor dem Start der Ausbildung bestehen möchte.

„Mein großer Traum, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist in Erfüllung gegangen“, strahlt Beshir.

Jetzt möchte er die Ausbildung gut absolvieren und danach eine Anstellung finden. Seine Mutter in Eritrea ist sehr stolz auf ihn. Seine Familie hat er seit seiner Ankunft nicht wieder gesehen. Kontakt halten sie nur per Telefon. Eines Tages möchte ich er seine Heimat besuchen können, um seine Familie wieder zu sehen.

Wir wünschen ihm vom Herzen, dass auch dieser Wunsch bald in Erfüllung gehen kann.