Wer kennt das nicht: Liebeskummer, Streit zwischen den Eltern, zunehmender Druck in der Schule – viele Jugendliche werden bereits heute mit verschiedenen Krisen konfrontiert. Oft wissen sie leider nicht, wie sie damit umgehen sollen oder wo sie sich Hilfe holen können. Die jungen Menschen versuchen lieber selbst damit klarzukommen und trauen sich nicht, über eigene Probleme oder Ängste mit anderen zu sprechen. Dies hat negative Auswirkungen auf die schulischen Leistungen und das eigene Selbstwertgefühl.
Genau hier setzt das Projekt “Verrückt, na und?”, das vom Diakonischen Werk in der Grafschaft Bentheim durchgeführt wurde, an. Bereits seit drei Jahren besuchen die ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit den persönlichen Experten Schülerinnen und Schüler ab der 9. Klasse an verschiedenen Schulen in Nordhorn, um sie über psychische Krankheiten und Krisen aufzuklären. Ebenso weisen sie darauf hin, wo man sich Hilfe holen kann. An jeder Schule werden sechs Schulstunden abgehalten, die methodisch professionell aufgebaut sind. Am Anfang werden Schülerinnen und Schüler anhand einfacher Spiele an das Thema herangeführt, um zu zeigen, dass es Krisen im Leben von jedem Menschen gibt und jeder auf eigene Art und Weise ein bisschen verrückt ist. Im weiteren Schritt lernen Jugendliche verschiedene Krankheitsbilder und können ihre neu erworbene Kenntnisse in Rollenspielen einsetzen, die auch die Empathie stärken. Anschließend bekommen sie einen sogenannten “Notfallkoffer” – Hinweise dazu, wo man die Hilfe holen kann. Der Höhepunkt des Projektes ist immer der letzte Teil, bei dem die persönlichen Experten ihren Einsatz haben – Menschen, die selbst verschiedene Krisen oder psychischen Krankheiten erlebt haben und die sich dazu entschlossen haben, mit Jugendlichen ihre Erfahrungen zu teilen. ”Die Atmosphäre in der Klasse ist bei der Abschlussstunde offen und sehr wertschätzend und die Schülerinnen und Schüler stellen interessiert und mit viel Respekt ihre Fragen”, erzählen uns die Projektleiterin Karin vom Bovert und ihre Kolleginnen aus dem Projekt.
Auch für die persönlichen Experten ist diese Erfahrung sehr wertvoll: “Am Anfang war ich etwas aufgeregt, aber danach sprudelte meine persönliche Geschichte aus mir und ich hatte ein gutes Gefühl dabei”, teilt Daniel seine Eindrücke mit.
Mehrere positivene Effekte stellen die beteiligten Sozialarbeiter fest: Auch die Schüler, die in der Regel nicht so aktiv im Unterricht sind, zeigen viel Interesse und Empathie im Projekt “Verrückt, na und?” und stellen selbst Fragen und bringen sich ein. Somit findet die Enttabuisierung des Themas über psychische Erkrankungen statt. Schülerinnen und Schüler wissen am Ende des Projektes, dass viele Krisen bewältigt werden können und man nicht alleine alles durchmachen muss, sondern sich Hilfe holen kann. Das Projekt wirkt sich positiv auch auf die schulischen Leistungen der Kinder aus und stärkt ihr Bewusstsein. Die Wichtigkeit des Projekts nimmt heutzutage zu, denn in vielen Klassen gibt es Flüchtlingskinder, die oft während der Flucht traumatische Erlebnisse hatten. Mit diesem Format versuchen die Experten meist erfolgreich diese Zielgruppe anzusprechen, um ihnen somit Unterstützung anzubieten.
Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Projekt in 2018 unterstützen konnten und bedanken uns bei allen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern für ihren großen Beitrag durch diese Initiative.